Wissen und Tipps rund um Ihr Baby/Kleinkind

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Ihr Baby

 

Tipps zur Kariesprävention und Mundgesundheit

Was Sie für die Zahngesundheit Ihres Kindes wissen müssen:

1. Prävention während der Schwangerschaft
Karies ist eine Übertragungskrankheit - nach der Geburt kann die kindliche Mundhöhle bereits frühzeitig mit Karies- und Parodontitiskeimen infiziert werden. Regelmäßige Prophylaxe während der Schwangerschaft von Mutter und Vater reduziert dieses Risiko in den ersten drei Lebensmonaten Ihres Babys deutlich. 

2. Schnuller
Nicht jedes Kind benötigt einen Schnuller - bieten Sie ihn nicht obligatorisch an. Wenn Ihr Baby den Schnuller ablehnt oder ausspukt, sollten Sie dies akzeptieren. Die beste Unterstützung für die Kieferentwicklung ist Stillen: Die Saugbewegungen beim Stillen tragen optimal zum Wachstum der Kaumuskulatur und Kiefer bei. Bei der Ernährung mit Fläschchen sollte der Sauger bzw. dessen Öffnung so gestaltet sein, daß Ihr Baby kräftig saugen und sich ein wenig anstrengen muß. Achten Sie beim Fläschchen-Geben insbesondere im ersten Lebenshalbjahr darauf, daß Ihr Baby körperliche Nähe und Zuwendung ähnlich wie beim Stillen spürt. Dann benötigt es deutlich seltener einen "Schnulli" zur Beruhigung. 

Achten Sie darauf, daß der Schnuller möglichst klein und flach gestaltet ist - kaufen Sie keine "größeren Größen" nach, auch wenn der Kiefer wächst - große Schnuller drücken Sie Zunge nach hinten und verhindern so eine korrekte Ausformung des Oberkiefers. 

Mit der Ausformung des Oberkiefers durch Zungendruck weitet sich auch der Nasen-Rachen-Raum - Ihr Kind bekommt so besser Luft und wird ggf. auch seltener an HNO-Infekten erkranken. 

Ab dem 4. Lebensmonat entwickelt sich Ihr Kind immer mehr vom Säugling zum "Kauling" - sprich, die Kaufunktion setzt ein und sollte durch abbeiss-fähige Nahrung oder kleine, härtere Nahrungsstückchen unterstützt werden (Brot, Obst, eine Karotte zum "Nagen" usw.). 

Ideal wäre, wenn Ihr Kind zum Ende des 2. Lebensjahres auf den Schnuller verzichten könnte. Forcieren Sie die Entwöhnung nicht, aber arbeiten Sie auf eine ritualisierte Entwöhnung ("Schnullerfee") hin und ersetzen Sie den Schnuller unbedingt durch ein Kuscheltier (Übergangsobjekt als Bindungsersatz). 

Kieferorthopädie

Immer noch stelle ich eine kritische Haltung einiger Eltern fest, wenn ich Ihnen den frühzeitigen Besuch bei einem Kieferorthopäden empfehle (z.B. ab dem 2., 3. oder 4. Lebensjahr). Eltern orientieren sich nicht selten an Informationen, die sie von anderen Eltern erhalten - und vergeben damit manchmal die beste Behandlungsmöglichkeit für ihr Kind. 

Konkret hat jede Fehlentwicklung beim Kieferwachstum ihre ganz individuelle Ursache: Kieferformen können tatsächlich in der Familie "vererbt" werden. Orthopädische Fehlhaltungen, zu langer Schnullergebrauch, zu weiche Kost, verspätete Sprachentwicklung, vermehrte HNO-Infekte u.v.a. sind hingegen funktionell ungünstig für die Kieferentwicklung. 

In jedem Fall ist der günstigste Zeitpunkt für die Vorstellung beim Kieferorthopäden sehr individuell und kann zwischen dem 2./3. bis zum 8. Lebensjahr liegen. 

Kariesprävention

Für die Entstehung von Karies im kindlichen Gebiss sind folgende Faktoren ursächlich:

  • "Infektion" mit Kariesbakterien z.B. durch die Eltern, Großeltern, Geschwister im Babyalter.
  • Ausprägung bakterieller Plaque in der Mundhöhle.
  • Zutritt von Zucker (der zur für die Zähne schädlichen Milchsäure verstoffwechselt wird). 
  • Zu seltene Entfernung der Zahnbeläge (Putzhäufigkeit, -intensität, mangelnde Unterstützung durch die Eltern)
  • Konsum von säurehaltigen Nahrungsmitteln, Getränken (z.B. Apfelsaft im Fläschchen (auch Schorle), Ascorbinsäure in Süßigkeiten).
  • Verzicht auf fluoridhaltige Zahnpasta aus ideologischen Gründen.
  • Zu seltene Besuche beim Zahnarzt, Verzicht auf Röntgenuntersuchungen zur Kariesfrüherkennung (so genannte "Bissflügelaufnahmen").  

Die Vermeidung dieser Faktoren ist relativ einfach und bedarft keines allzu großen Aufwands. Ihre Kinder danken es Ihnen. 

Zahnunfälle

Aktive Kleinkinder erleiden ab und zu durch Stürze, harte Gegenstände oder auch Fahrradunfälle Verletzungen im Mund-, Zahn- und Kieferbereich. 

Wichtig ist immer: Ruhe bewahren ! Die Kinder gehen mit Unfällen häufig sehr tapfer um und sind dankbar, wenn die Eltern oder Begleitpersonen Ruhe und Umsicht bewahren. 

Sie können jeweils Folgendes tun:

1. Verletzung der Lippen: Lippenverletzungen bluten immer stark - je nach Schwere/Tiefe der Verletzung können Sie die zahnärztliche Praxis oder gleich die Unfallstation der nächstgelegenen Klinik aufsuchen. Drücken Sie so lange eine saubere medizinische Kompresse aus dem Verbandkasten auf die Wunde - reinigen Sie sie von groben Verschmutzungen mit einer feuchten Kompresse, aber waschen Sie die Wunde nicht mit zu viel Wasser aus. 

2. Verletzungen der Zähne: Wenn bei einem Sturz von den Frontzähnen Stücke abgeschlagen werden oder abbrechen, macht es immer Sinn, nach diesen Zahnfragmenten zu suchen. Es reicht, wenn Sie diese Fragmente in einer stabilen Dose lagern und dann eine zahnärztliche Praxis aufsuchen. Rufen Sie bitte immer vorher an, damit die Praxis ggf. schon vorab organisatorisch reagieren kann. 
Falls der Zahnbruch so umfangreich ist, daß das Zahnmark (Pulpa) offen liegt, wird Ihr Kind Schmerzen haben. Es sollte in einem solchen Fall den Mund so gut es geht geschlossen halten und nicht mit der Zunge an der Bruchstelle reiben. 
In der Praxis wird dann meist ein Röntgenbild gemacht (bzw. versucht, ein solches anzufertigen) und je nach Alter und psychischer Verfassung des Kindes (und der Eltern !) die jeweils beste Behandlungsmöglichkeit besprochen und umgesetzt. Manchmal ist es besser, die Zahnwunde erst provisorisch abzudecken und zu einem späteren Zeitpunkt mit der Rekonstruktion (oder ggf. auch Wurzelbehandlung) des Zahnes fortzufahren. 

3. "Ausgeschlagene Zähne": Insbesondere Fahrradunfälle oder Sportverletzungen (Hockey, Handball u.a.) sind für die Lockerung bis hin zum Verlust eines oder mehrerer Zähne ursächlich. Speziell bei Risikosportarten ist deshalb die Anwendung eines Zahnschutzes obligatorisch. 

Wenn Ihr Kind aber trotz aller Vorsicht einen solchen Unfall hat, ist es unbedingt erforderlich, so schnell wie möglich eine zahnärztliche Praxis (bitte mit kurzem vorherigen Anruf !!) aufzusuchen. Suchen Sie unbedingt nach ausgeschlagenen Zähnen und legen Sie diese in ein wasserfeuchtes, sauberes Taschentuch ein. Desinfizieren Sie weder den Zahn noch die Wunde. 

Drücken Sie am besten eine Kompresse aus dem Verbandkasten oder alternativ ein sauberes Stoff-Taschentuch auf die Wunde - falls Sie nur Papiertaschentücher zur Hand haben, müssen diese vorher mit Wasser befeuchtet, und dann zusammengefaltet auf die Wunde aufgedrückt werden (Blutstillung).

Auch relativ geringe Blutungen sehen äußerlich "spektakulär" aus - bewahren Sie Ruhe und versorgen Sie ihr Kind mit äußerer Gelassenheit. 

Wann müssen Sie einen Notarzt verständigen:

Wenn der Verdacht auf eine größere Kiefer- oder Schädelverletzung besteht (z.B. Einblutungen in die Augen, Blut aus der Nase oder den Ohren), starke Blutung aus der Mundhöhle.

Beim Verdacht auf eine schwere Gehirnerschütterung (starke Benommenheit, nicht ansprechbar, starke Verwirrung, Kopfschmerzen, Doppelbilder o.ä.).